Das Gesamtkonsortium traf sich erstmalig von Angesicht zu Angesicht vom 26. bis zum 27.09.2022 in den Räumlichkeiten der konsortialführenden Stadtwerke Trier (SWT). Das Treffen stand unter dem Leitthema der Planung der Integration der verschiedenen parallel entstehenden Teilapplikationen in einem Forschungsdemonstrator.
Der erste Tag begann mit einer Übersicht über den zeitlichen Rahmen des Treffens und einem Rückblick auf abgeschlossene Arbeiten und Meilensteine und beleuchtete einige organisatorische Punkte. Inhaltlich stiegen anschließend Vertreter der Jacobs University (JU) mit Details zum ontologischen Rückgrat der Delfine-Systemlösung ein. Neuartige Ansätze erlauben hierbei die intelligente Verschaltung bestehender verfügbarer Ontologien zu einer umfassenden [siehe auch zugehöriges Paper] und zusätzlich erweiterten Ontologie zur Abbildung von Daten, die im Projekt ausgetauscht werden müssen. Um aus der dabei entstehenden Datenbank intuitiv Wissen zu extrahieren, konzipierte die JU ein Verfahren, das natürliche Sprache interpretiert (Stichwort: Natural Language Processing) und daraus Graphdatenbankabfragen generiert.
Die Modelle zur Erzeugungsprognose erneuerbarer Energien wurden zudem von der JU weiterentwickelt und weisen deutlich verringerte Vorhersagefehler auf. Hierbei wird im Prinzip auf Convolutional Neural Networks und Bayesian Additive Models gesetzt. Durch den Einbezug weiterer Wettermerkmale, die zusammen mit Mitarbeitern der SWT integriert werden, versprechen sich die Beteiligten eine weitere Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit. Ansätze des Online Learning sollen zudem im Produktivbetrieb dauerhaft die Performanz eingesetzter Modelle stabilisieren und ggf. verbessern.
Weiter beschäftigte sich das Konsortium in gemeinsamer Kreativarbeit mit dem Zusammenführen der durch die einzelnen Partner entwickelten Teillösungen. So betrachteten die Partnervertreter jene Lösungen von unterschiedlichen Gesichtspunkten, definierten mögliche Schnittstellen sowie Verbesserungspotenziale und prüften die semantische Abdeckung der Datenflüsse durch o.g. umfassende Delfine-Ontologie. Da sich mehrere Teillösungen innovative Ansätze zu Nutze machen, signalisierten mehrere Partner Interesse an der Durchführung möglicher Anschlussprojekte nach dem Abschluss von Delfine. Charakteristisch für ein Forschungsprojekt konnten hierbei zudem wertvolle Erkenntnisse und Lessons Learned abgeleitet werden.
Forscher des KIT stellten den Stand einer Visualisierungsapplikation der Delfine-Lösung vor. Diese integriert nun Daten von Herstellungsprozessen bei den Anwendungspartnern und macht damit Energiebedarfe maschinenspezifisch begreifbar.
Die Vertreter von STROMDAO lenkten die Perspektive Aller anschließend auf Ansätze zur Integration der Delfine-Lösung in das reale Energiemarktgeschehen. Als Prämisse steht hierbei voran: Je nachhaltiger der bezogene Strom, desto geringer die Bezugskosten. Anhand mehrerer Modellrechnungen und Szenarioanalysen werden nicht nur der Netzbezug von Strom betrachtet, sondern ebenso die Potenziale einer lokalen Eigenerzeugung beleuchtet.
Vertreter des FZI Forschungszentrum Informatik gaben Fortschritte zur Prognose von Maschinenlastgängen und Produktionsoptimierungsansätzen bekannt. Für Erstere sind, mit Prognosezielen Wirkleistung und Bearbeitungsprozesszeit, mehrere Clustering-, Regressions- und Entscheidungsbaum-basierte Methoden getestet und miteinander verglichen worden. Für die Produktionsoptimierung wurden Ansätze basierend auf linearer Programmierung sowie auf Reinforcement Learning, die bereits vielversprechende Performanzen aufweisen, vorgestellt.
Nachdem bisher der Fokus auf der Verfügbarmachung von Datenbeständen und die automatische Anbindung von fortlaufend datengenerierenden Quellen lag, konnten diese nun, mit startender Ergebnisvalidierung, durch die Kollegen von Pumacy gezielt auf Plausibilität geprüft werden. Mit künftiger anwendungsfallbasierter Evaluierung der Komponenten der Delfine-Lösung wird in Zukunft vermehrt ein Augenmerk auf den Erfolg bei der Realisierung von Energieflexibilität bei den Anwendungspartnern gelegt.
Die Versammlung wurde mit der Planung der nächsten Schritte und weiterer Treffen geschlossen.